SPL Deux-Rives, die Abteilung Inventaires et Patrimoine der Région Grand Est, der staatliche Forschungsverbund CNRS und SERS, eine Agentur für Stadtentwicklung, haben am 8. November im Verlag Lieux Dits ein Buch mit dem Titel La Coop d’Alsace, histoire et héritage d’une utopie (Coop d’Alsace: Geschichte und Erbe einer Utopie) veröffentlicht. Erfahren Sie mehr über die Ursprünge des Projekts, den Inhalt dieses Werks und seine Vorstellung am 30. November.
Präsentation
Die Coop war im Elsass den Status eine regelrechte Institution und darüber hinaus Bestandteil der internationalen Genossenschaftsbewegung. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts hatte fast jedes elsässische Dorf seine Filiale mit dem Firmenschild in den leuchtenden Coop-Farben. Über ein ganzes Jahrhundert hatte es die Genossenschaft verstanden, ihre Kunden fest an sich zu binden und spielte deshalb im kollektiven Bewusstsein eine besondere, identitätsstiftende Rolle. Um ihr ausgedehntes Verkaufsstellennetz zu beliefern, betrieb die Coop eine Logistik von industriellem Zuschnitt. Herzstück dieser Logistik war das Zentrallager im Straßburger Rheinhafen. Seine gigantische Lagerhalle, die Produktionsanlagen für Lebensmittel und die dort untergebrachte Verwaltung der Genossenschaft verlieh ihm im Laufe der Jahre einen geradezu mythischen Ruf. Lange Zeit war das Zentrallager die steinerne Verkörperung des alles in den Schatten stellenden Erfolgs der Coop und ebenso der Prinzipien von Gleichheit und Brüderlichkeit, wie sie für die Gründung der Genossenschaft ausschlaggebend gewesen waren. Auch wenn die Coop ihren Betrieb 2015 endgültig einstellte, bleibt ihr Erbe im Rheinhafen lebendig. Die im Laufe der Jahre errichteten Bauten säumen das von der SPL Deux Rives sanierte Viertel gleichsam als Denkmäler dieses bedeutenden einstigen Akteurs der wirtschaftlichen, industriellen und sozialen Entwicklung im Elsass. Ihr künstlerisches Potenzial und das Ideal der Solidarität und Gegenseitigkeit, für das die Coop in diesem lange am Rande der Stadt gelegenen Gebiet stand, inspirieren und gestalten nun schon seit mehreren Jahren die im Bau befindliche Coop nouvelle als Projekt einer neuen Urbanität. Dieses Zukunftsprojekt verdankt den Frauen und Männern, die die einstige Genossenschaft in den 112 Jahren ihrer Existenz Sinn und Gesicht gegeben haben, enorm viel!
Rückseite des Buches „La Coop d’Alsace, histoire et héritage d’une utopie.“ (Verlag Lieux Dits)
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Einladung zum Bättern
Dieses 160 Seiten starke Buch bietet:
- Vielseitige Darstellungen ausgewiesener Spezialisten (Historiker, Kunstgeschichtler, Experten fürTechnikgeschichte, Soziologen, Architekten, Stadtplaner und Fotografen) bieten Ihnen originelle Einblicke in die elsässische Genossenschaftsbewegung und ihr vielschichtiges Erbe, wie es im ehemaligen Zentrallager des Straßburger Rheinhafens zum Ausdruck kommt. Und natürlich wird auch der wiederbelebte urbane Charakter des neuen Coop-Viertels ausführlich behandelt.
- Ein Unternehmen, dessen Existenz die Geschichte des Elsass geprägt hat
- Eine reichhaltige Ikonografie und viel unveröffentlichtes Archivmaterial
Einen Auszug ansehen
Auszüge (nur Frz.) aus dem Buch – La Coop d’Alsace, histoire et héritage d’une utopie Herunterladen
Inhaltsverzeichnis
- Einführung
- Kapitel 1: Geschichte einer über 100 Jahre alten Genossenschaft
- Anfänge der Solidarwirtschaft in Europa
- Vom Straßburger zum regionalen Akteur
- Sozialpolitik der Coop
- Frauen und Männer, die die Geschichte der Coop prägten
- Porträt einer Coop-Angestellten
- Die Coop und der Wandel ihrer Werte
- Der international renommierte Designer Raymond Loewy
- Kapitel 2: Das Zentrallager, Herzstück der Coop
- Die ersten Architekten: Eugène Haug und Édouard Kettner
- Vergrößerung der Fabrik in den 1920er-Jahren
- Erweiterungen im Laufe der 1930er-Jahre
- Der Bierkeller. Vom architektonischen Konformismus zur formalen Innovation
- Produktionsaktivitäten auf dem Gelände des Rheinhafens in den 1930er Jahren
- Die Baukampagne nach dem Zweiten Weltkrieg (1948-1964)
- Adolphe Schulé, Architekt der Coop nach dem Zweiten Weltkrieg
- Die innere Organisation des Weinkellers
- Die Arbeiter der Weinkeller-Baustelle trauern um einen der ihren
- Fünfzehn Jahre rasanter Grundstückskäufe (1959-1973)
- Geschichte der von der Coop erworbenen Fabrikgelände
- Langsamer Niedergang des Zentrallagers
- Produktionsaktivitäten auf dem Gelände des Rheinhafens in den 1980er Jahren
- Kapitel 3: Erfindung einer neuen Urbanität für das Coop-Gelände
- Künstlerische und denkmalpflegerische Nutzung des Zentrallagers
- Einbettung des Coop-Geländes in das Straßburger Stadtgefüge
- Entstehung des neuen Coop-Viertels
- Gérard Altorffer, ein engagierter und visionärer Architekt
- Von der Coop zum Coop-Viertel oder Geschichte eines Wandels – Kommentierter Spaziergang mit…
- … Alexandre Chemetoff: Architekt, Stadt- und Landschaftsplaner
- Fazit
- Kurzbibliographie
- Glossar
- Bildnachweis
Partnerschaft zwischen Forschern und Raumplanern
Dieses Buch entstand in Zusammenarbeit mit dem als Bauherr für die Sanierung des Coop-Viertels agierenden Raumplaner SPL Deux-Rives, SERS, einer Straßburger Agentur für Stadtentwicklung, die im Coop-Viertel im Rahmen der Projekte Agoratrium und Calorie Kehl-Strasbourg tätig war, mit der Abteilung Inventaire et Patrimoines de la Région Grand Est unter Leitung von Frank Schwarz sowie dem CNRS, in der Person von Cathy Blanc-Reibel, die dieses Werk mitverfasst hat.
Fast zehn Jahre nach dem Verschwinden der Genossenschaft wollten die beteiligten Forscher und Raumplaner diesem Unternehmen, das das Elsass über ein Jahrhundert lang geprägt hat, ein bleibendes Denkmal setzen.