Die städtebauliche Maßnahme im Detail
Insassen der aus Kehl kommenden Straßenbahnen werden auf der Beatus-Rhenanus-Brücke künftig das Wohnensemble Cour des Douanes als erste Straßburger Gebäudesilhouette erblicken. In Anbetracht seiner Nachbarschaft zum historischen Baubestand des Port-du-Rhin-Viertels wurde der Architektur dieses zwischen Cité Loucheur und Rheinufer gelegen Projekts sowie seiner Einfügung in das Stadtbild besondere Aufmerksamkeit zuteil.
Hohe Wohnqualität
Der Komplex wird 53 frei finanzierbare Zwei- bis Fünf-Zimmer-Wohnungen bieten, für die der Immobilienentwickler Pierre & Territoires de France – Alsace verantwortlich zeichnet. 35 nach dem Erbbaurechtsmodell BRS (mehr darüber hier) finanzierte Zwei- bis Vier-Zimmer-Wohnungen entwickelt Office Foncier Solidaire d’Alsace, eine Behörde für geförderten Immobilienerwerb, zusammen mit dem Bauträger Opidia.
Die insgesamt 88 Wohnungen erhalten ab drei Zimmern von zwei gegenüberliegenden Gebäudeseiten Licht und besitzen zudem einen Außenbereich. Hinzu kommt der 30 m² große Gemeinschaftsraum mit Öffnung zum begrünten Innenhof.
Eine Mediathek für junge Menschen
Bei den gemeinsam von SPL Deux-Rives und dem Flächennutzungsamt der Stadt und Eurometropole Straßburg organisierten Bürgergesprächen sprachen sich die Bewohner*innen des Port-du-Rhin-Viertels auch für die Schaffung einer auf junge Menschen ausgerichteten Mediathek aus. Diese wurde in das Bauprojekt Cour des Douanes aufgenommen und an der südwestlichen Ecke des Gebäudes gegenüber der Cité Loucheur platziert – gut sichtbar und zum Viertel hin weit offen!
Unter ihren hohen Decken wird die Mediathek einen Jugendbereich, eine Abteilung für Heranwachsende und einen Raum für Kulturvermittlung bieten. Für das Personal sind Räume im ersten Stock vorgesehen.
Achtung von Natur und Umwelt
Dieses erste Gebäude des Wohnkomplexes besticht durch sein ausgeklügeltes bioklimatisches Konzept. Aufgrund der begrenzten Tiefe des umbauten Volumens erstrecken sich alle Wohnungen mit drei und mehr Zimmern von der Vorder- bis zur Rückseite. Die Emissionswerte des Projekts dürfen als vorbildlich gelten. Darüber hinaus hat sich die Bauleitung der Unterstützung eines auf Wiederverwendung von Baustoffen spezialisierten Ingenieurbüros versichert. (Das gesamte Gebäude erfüllt den Umweltstandard RE2025.) Die Dächer sind zum Teil begrünt oder mit Fotovoltaikmodulen ausgestattet. Auch die Energieversorgung über das Fernwärmenetz R-CUA entspricht neuesten Standards. Über das R-PAS-Netz bezieht R-CUA insbesondere die Rückwärme aus dem Betrieb der im Straßburger Hafen ansässigen Unternehmen. Der begrünte und mit Laubbäumen bepflanzte Innenhof schließlich wird im Sommer kühlend und beschattend wirken, im Winter aber die Sonneneinstrahlung nicht beeinträchtigen und so zu einem angenehmen Wohnkomfort zu allen Jahreszeiten beitragen.
Ziel der städtebaulichen Einbindung
Das neue Gebäudeensemble zwischen der Cité Loucheur und Rheinufer hatte den Bewohnerinnen und Bewohnern des Viertels zunächst Sorgen bereitet. Daher wurde seiner städtebaulichen Einbindung besondere Aufmerksamkeit zuteil (was übrigens auch für alle noch folgenden Projekte im Port-du-Rhin-Viertel gilt). Ein wichtiges Anliegen war, den Bewohner·innen der Cité Loucheur ihren freien Blick auf den Rhein und das deutsche Ufer nicht zu nehmen.
Deshalb wurden Grundriss und Baulinien des Projekts so gewählt, dass freie Blickfelder erhalten bleiben. Ein weiteres Kernziel des Konzepts war die Erkennbarkeit der Mediathek. Hier ist die Differenzierung der Gebäudeöffnungen zwischen Erdgeschoss und oberen Stockwerken hervorzuheben. Durch die Gestaltung des begrünten Innenhofs wurde außerdem für optische Kontinuität mit der Rheinpromenade gesorgt.
Ein architektonischer Dialog mit der Cité Loucheur
Die Architektur des Gebäudes nimmt den Hafenkontext des Viertels auf. Kennzeichnend für dieses erste Gebäude des Wohnkomplexes sind seine gerundeten Ecken. Sie harmonieren mit der gebogenen Ostspitze der Cité Loucheur. Auch das überhöhte Erdgeschoss verweist auf diesen historischen Teil des Baubestands. Die sehr weit geöffneten Süd- und Ostfassaden geben großzügige Ausblicke auf den Rhein frei.
Praktische Infos
Das Ensemble wird nahe der Straßenbahnhaltestelle Port du Rhin (Linie D) entstehen.
Es ist auch mit dem Fahrrad über die Radwege längs der Route du Rhin leicht erreichbar.
Der Autoverkehr wird auf bestimmte Zonen mit einer Höchstgeschwindigkeit von 20 km/h begrenzt. Für die Autos der Bewohnerinnen und Bewohner ist am Eingang des Viertels, nördlich des Wohnkomplexes, ein privates Parkhaus geplant. Die verkehrsberuhigten Straßen ohne Parkplätze werden Spielen und nachbarschaftlichem Miteinander vorbehalten sein.
Ausschließlich Kindern, Spaziergängern und allen, die tiefe Entspannung suchen, werden die Fußwege offen sein. Die Wohn- und Bürogebäude erhalten großzügige, sichere und leicht zugängliche Fahrradräume. Von der Eisenbahnbrücke bis zum Jardin des Deux-Rives wird die Promenade du Rhin als Grünanlage für Fußgänger wie die Rheinpromenade am anderen Ufer Kinderspielplätze sowie Freizeiteinrichtungen erhalten.
Arbeitsweise im und Philosophie des Projekts
Warum, wie und mit wem bauen? Wie sind Stadt und Natur in Einklang zu bringen? Warum sollte man Wohnungen und Büros näher zusammenbringen? Wie holt man Bürgerinnen und Bürger bei der Gestaltung ihres zukünftigen Lebensraums ins Boot? Das neue Projekt stellt die klassischen Muster des Städtebaus in Frage und geht neue Wege, um ein zum Raum passendes Konzept zu entwickeln. Wir erzählen Ihnen mehr über unsere Arbeitsweise und Philosophie.