Flanierende Passanten haben in den Stadtvierteln Citadelle und Starlette sicher die Veränderungen bemerkt. Die Bäume sind angekommen und wurden an der Rue de Nantes und am Ufer gepflanzt. Schon jetzt lassen sich die künftigen Spazierwege erahnen…
Diese Neuheit veranschaulicht die von der SPL Deux-Rives, der Stadt und der Eurometropole Straßburg umgesetzte Strategie für die neue Phase des Großprojekts Deux-Rives / Zwei-Ufer.
Die Idee bestand darin, dass die Bäume und Pflanzen schon Wurzeln schlagen können, bevor die Gebäude da sind.
So werden schon die ersten Anwohner im Stadtviertel ein hochwertiges Umfeld vorfinden und von der Baustelle nichts mehr mitbekommen.
Häufig werden bei Städtebauprojekten die Arbeiten im öffentlichen Raum erst umgesetzt, wenn Gebäude wie Wohnungen, Büros und Geschäfte fertig und die neuen Anwohner bereits da sind.
Diese müssen daher häufig Bauarbeiten und damit verbundene Unannehmlichkeiten hinnehmen. Grünflächen und den öffentlichen Raum in ihrem Stadtviertel können sie häufig erst nach Monaten oder Jahren richtig nutzen.
Das ist auf den Finanzierungsmechanismus dieser öffentlichen Arbeiten zurückzuführen. Denn im Rahmen einer Zone d’Aménagement Concerté (ZAC, einem zweiphasigen Raumplanungsinstrument in Frankreich) wie dem Projekt Deux-Rives, sind öffentliche Stadtentwicklungsunternehmen wie die SPL Deux-Rives teilweise auf die Einnahmen aus dem Verkauf von Grundstücken an Bauträger oder Sozialwohnungsvermieter angewiesen, um den Bau und die Gestaltung des öffentlichen Raums – wie Straßen, Wege, unterirdische Leitungen, Grünflächen, Plätze – zu finanzieren.
Dies führt zu einer gewissen Abhängigkeit, denn die meisten Einnahmen der Stadtplaner entstehen aus dem Verkauf von Grundstücken für Immobiliengeschäfte, die wiederum zur Ansiedlung neuer Anwohner, Berufstätiger und Geschäfteinhaber führt. Mit diesen Einnahmen kann dann der Stadtplaner die Gestaltung des öffentlichen Raums mit seinen Flächen und öffentlichen Einrichtungen finanzieren und umsetzen. Folgt man nur der Finanzierungslogik müssten der Grundstücksverkauf und deren Bebauung und damit die Einnahmen der Schaffung bestimmter öffentlicher Räume und Einrichtungen vorgelagert sein.
Zudem sind Baustellen, auf denen schwere Maschinen und Lastkraftwagen eingesetzt werden, nur schwer mit der Pflege und dem Erhalt von öffentlichen Einrichtungen in Einklang zu bringen. Das gilt in jedem Fall für Rasensteine und Grünflächen, begrünte Regenmulden oder für leichte Fahrzeuge gedachte Wege.
Um daher zu verhindern, dass die neuen öffentlichen Räume und empfindlichen Pflanzen durch die Bauarbeiten beschädigt werden, ist es oft ratsam, zuerst die Bauarbeiten für die Gebäude in einem Gebiet abzuschließen, bevor mit den Arbeiten für den öffentlichen Raum und mit der Begrünung begonnen wird.
Vor dem Hintergrund dieser technischen und zugleich finanziellen Zwänge hat die SPL Deux-Rives eine spezifische Strategie umgesetzt, die die Bedürfnisse der ersten Anwohner und flanierender Passanten sowie die Naturentwicklung im Stadtgebiet in den Vordergrund stellt.
Worin besteht die Strategie, die bereits seit vier Jahren bei allen Bauprojekten der SPL Deux-Rives angewendet wird und mit den Gewohnheiten der Projektbeteiligten gebrochen hat?
Sie verpflichtet alle Beteiligten (Stadt und Eurometropole Straßburg, Bauträger und -unternehmen sowie SPL Deux-Rives) dazu, dieses Ziel gemeinsam zu verfolgen und sich den daraus resultierenden Zwängen anzupassen – zum Wohle der künftigen Anwohner.
Die Methode im Einzelnen:
1. Um den öffentlichen Raum im Vorfeld zu gestalten, hat die SPL Deux-Rives entschieden, diese Arbeiten über Kredite vorzufinanzieren. Mit einem ausgeklügelten Konzept zur zeitlichen und räumlichen Staffelung der Arbeiten sowie finanzieller und politischer Abstimmung konnte sichergestellt werden, dass die Orte, an denen die ersten Bewohner einziehen, von fertig gestellten öffentlichen Einrichtungen sowie Grünflächen umgeben werden.
2. Die Gestaltung des öffentlichen Raums und der Grünflächen beginnt daher vor den Bauarbeiten für die Gebäude. Vorrang hat das Pflanzen der Bäume, denn sie können so bereits Wurzeln schlagen, bevor die Gebäude stehen.
3. Die Bauträger müssen daher ihre Baustelle unter verschärften Bedingungen organisieren, so wie sie es im Stadtzentrum tun würden. Sie müssen darauf achten, dass die gepflanzten Bäume und der bereits gestaltete öffentliche Raum nicht beschädigt werden. Dies trägt dazu bei, die Unannehmlichkeiten durch die Baustelle einzudämmen und besser kontrollieren zu können. Für den Fall einer Beschädigung wurde ein Konto eingerichtet auf das jedes Bauunternehmen anteilig einzahlt, um die Reparatur der Schäden zu finanzieren.
4. Die SPL Deux Rives überträgt schrittweise nach der Fertigstellung das Eigentum und die Verwaltung der öffentlichen Räume und Einrichtungen an die öffentliche Hand, das heißt an die Stadt und Eurometropole Straßburg. Anschließend werden sie von der Stadt und Eurometropole Straßburg bewirtschaftet.
Die wichtigsten Grünflächen und öffentlichen Bereiche (insbesondere die Uferpromenaden) werden demnach vor den Gebäuden und daher vor der Ansiedlung der neuen Bewohner fertiggestellt.
Die Landschaft wird im Voraus gestaltet und bringt schon jetzt Natur und Abkühlung in das Stadtviertel.
Dies erhöht den Komfort der künftigen Bewohner, die ihr Stadtviertel vom ersten Tag an genießen können.