Das Stadtviertel Coop erhält ab 2023 ein öffentliches Parkhaus mit mehreren Etagen.
Anwohnern, Berufstätigen und Besuchern des Stadtviertels werden so 600 Parkplätze zur Verfügung stehen. Eine Reihe von Angeboten ergänzt die reine Parkfunktion, darunter Carsharing öffentliche Toiletten bis hin zur Möglichkeit, Gemüse anzubauen.
Das innovative Konzept zielt darauf, den individuellen Autoverkehr im Stadtviertel schrittweise zu reduzieren.
Schauen wir uns dieses besondere Projekt, das den langsamen und umweltfreundlicheren Verkehr fördern soll, einmal genauer an.
Überblick
Nach einer sechsmonatigen Ausschreibungszeit und Gesprächen mit drei Teams wurde für den Entwurf und die Umsetzung des öffentlichen Parkhauses Silo Coop im Stadtteil Coop eine Bietergemeinschaft aus drei Unternehmen ausgewählt: Dazu gehören das Metallbauunternehmen Briand Construction Métallique, das Bauleitungsteam Design and Build – AEA Architectes und das Landschaftsgestaltungsunternehmen Acte2Paysage
Worin bestanden die Herausforderungen der Ausschreibung für ein solches Projekt? Es ging vor allem darum,
- den Parkplatzbedarf der Anwohner, Besucher und Berufstätigen im Stadtviertel zu decken,
- den Übergang zu umweltfreundlichen Mobilitätsformen zu fördern und den motorisierten Individualverkehr mit Verbrennermotoren zu reduzieren,
- die künftige geringere Fläche für Autos im öffentlichen Raum und den Parkplatzbedarf vorausschauend zu planen, indem der teilweise Rückbau des Gebäudes und die Wiederverwendung der Werkstoffe ermöglicht werden.
Ein gemeinschaftlich genutztes Parkhaus für Berufstätige und Anwohner
Das künftige Parkhaus befindet sich in der Nähe des Gebäudes Union Sociale (Pôle de conservation et d’études des musées de la Ville de Strasbourg – Zentrum für Forschung und Konservierung der Museen der Stadt Straßburg), des Gebäudes Point Coop und des Restaurants Le Bateau du Rhin.
Die Zufahrt erfolgt von der Rue Lucie Baud aus, nahe der Rue du Port du Rhin. Das Parkhaus wird den Parkplatzbedarf all jener Anwohner, Berufstätigen und Besucher decken, die mit dem Auto in das Stadtviertel Coop kommen müssen.
Die Parkplätze im Parkhaus werden von allen Nutzern abwechselnd nach Bedarf genutzt, nicht individuell zugeteilt. Diese abwechselnde, gemeinschaftliche Nutzung von Parkplätzen in einem einzigen Parkhaus entspricht den wirtschaftlichen und ökologischen Zielen.
- Im Stadtviertel Coop wird nicht mehr am Straßenrand geparkt. Der öffentliche Raum steht damit Fußgängern und spielenden Kindern zur Verfügung, die sich dort entspannt und ungestört aufhalten können. Die Verkehrssicherheit für Fußgänger und Radfahrer steigt. Autos parken also nicht an der Straße, sondern im Parkhaus.
- Kein Parken und weniger Verkehr auf den öffentlichen Wegen – das sind die zwei wichtigsten Voraussetzungen, um eine naturnahe Regenwasserbewirtschaftung sicherzustellen. Denn sobald aus den Motoren Öl austritt und auf über den Asphalt läuft, kann das Regenwasser nicht mehr in die Natur zurückgeleitet werden. Mit dem wenigen verbleibenden Verkehr im Stadtviertel Coop kann das Regenwasser von allein in die bepflanzten Vertiefungen abfließen. Dies fördert die Begrünung in der Stadt und sorgt für mehr Frische.
- Ein weiterer Vorteil: Wenn im Untergeschoss der Gebäude keine Tiefgaragen mehr gebaut werden müssen, muss auch kein Erdreich ausgehoben werden. Das vermeidet den Abtransport mit Lastwägen, der weitere Kosten und Umweltverschmutzung verursacht. So befindet sich auch keine Betonplatte unter den Gärten der Innenhöfe. Das bedeutet, dass in den naturnahen privaten Gärten Bäume gepflanzt werden können, ohne dass deren Wachstum behindert wird. Sie sorgen wiederum im Sommer für eine willkommene und notwendige Abkühlung.
Abwechselnd belegte, mehrfach genutzte Parkplätze
Um ihr Fahrzeug im Silo-Coop zu parken, erwerben die Anwohner und Beschäftigten ein „Langzeit-Nutzungsrecht“, das sie berechtigt, ihr Fahrzeug dort zu parken. Damit einher gehen verschiedene Serviceangebote wie Ladestationen für E-Fahrzeuge, Verwaltung und Unterhalt des Parkplatzes durch die öffentliche Hand und vieles mehr.
Die Plätze werden nicht individuell zugeteilt, um die Mehrfachnutzung bzw. abwechselnde Belegung zu fördern: So lassen sich die Zahl der zu bauenden Parkplätze sowie die Bau- und Verwaltungskosten möglichst gering halten.
Das Konzept der Mehrfachnutzung bzw. abwechselnden Belegung ermöglicht, die Bedürfnisse der verschiedenen Nutzer in Einklang zu bringen und zugleich den Parkplatzbedarf zu reduzieren: Während tagsüber Anwohner mit dem Auto zur Arbeit fahren, können die frei werdenden Parkplätze von den vor Ort Berufstätigen oder Besuchern des Stadtviertels genutzt werden. So kann ein Parkplatz am gleichen Tag von mehreren Nutzern belegt werden.
Zudem ist das Parkhaus so ausgelegt, dass Besucher tagsüber aber auch abends einen Platz für ihr Auto finden.
Ein Parksystem, das die Entwicklung der sanften Mobilität unterstützt
Immer mehr Straßburger*innen ziehen es vor, zu Fuß zu gehen, mit dem Rad zu fahren oder öffentliche Verkehrsmittel bzw. Carsharing anstelle des eigenen Autos zu nutzen. Für den Wandel hin zu einer umweltfreundlicheren Region soll der autofreie Alltag in der Eurometropole einfacher gemacht und umweltschonende Formen der Mobilität gefördert werden.
Denn es liegt auf der Hand: Die Förderung dieser alternativen Fortbewegungsmittel hat nur Vorteile. Ein weniger dichter Stadtverkehr senkt die Treibhausgasemissionen, sorgt für bessere Luft und weniger Lärmbelästigung. Beanspruchen Autos weniger öffentlichen Raum, können asphaltierte Straßen durch bepflanzte Alleen ersetzt werden, die Fußgängern und Radfahrern zur Verfügung stehen. Dadurch wird das Leben in den Stadtvierteln angenehmer. Neben den genannten Vorteilen lassen sich insgesamt die Kosten für unsere Verkehrsmittel senken, wir sparen Zeit und Nerven beim Pendeln zwischen Wohnort und Arbeitsplatz, denn mit Staus müssen wir uns nicht mehr herumärgern.
Und was ist mit den Menschen, die nicht auf das Auto verzichten können? In jedem Stadtviertel stehen ihnen Parkhäuser und sogenannte Mobilitätsplattformen zur Verfügung. Auch das Stadtviertel Citadelle wird mit einer solchen Plattform ausgestattet, nämlich Dock-1. Hier werden über dem Parkhaus auch Wohnungen entstehen. Erfahren Sie hier mehr über dieses ehrgeizige Projekt. Außerdem entsteht nach dem gleichen Prinzip wie bei Dock-1 in den Stadtvierteln Starlette und Rives & Port du Rhin je ein weiteres großes Parkhaus. Mit der Vernetzung der gemeinschaftlich genutzten Parkhäuser in den vier Stadtteilen sollen im Einklang mit den aktuellen Bedürfnissen der Anwohner*innen umweltfreundlichere Mobilitätsformen in der Region gefördert werden.
Schließlich ist es auch wichtig, dass die Mobilität und der Raum, der nun nicht mehr für den Individualverkehr reserviert ist, inklusiv bleiben. Deshalb sind sämtliche öffentliche Räume der Stadtteile barrierefrei angelegt. Öffentliche Verkehrsmittel sind in unmittelbarer Reichweite, öffentliche Plätze sind stufenfrei und mit nur leichten Steigungen (weniger als vier Prozent) versehen.
Im Fokus: Vielseitige Serviceangebote im Parkhaus Silo Coop
Das Parkhaus Silo Coop umfasst insgesamt neun Etagen.
Im Erdgeschoss finden sich neben öffentlichen Toiletten auch Parkplätze für spezifische Zielgruppen: Abstellplätze für Fahrräder und Lastenfahrräder, welche die bereits vorhandenen Abstellplätze im Erdgeschoss der einzelnen Gebäude oder im öffentlichen Raum ergänzen, Motorradparkplätze, Parkplätze für Personen mit eingeschränkter Mobilität sowie spezielle Parkplätze für Carsharing oder Anlieferungen. In den oberen Parkebenen sind die herkömmlichen Parkplätze untergebracht.
Ein wichtiges Detail: Ein Viertel der Stellplätze im Parkhaus sind mit Ladestationen für Elektrofahrzeuge ausgestattet.
Ein Gemüsegarten im zweiten Obergeschoss
Eine Besonderheit bei diesem Bauprojekt ist der Gemüsegarten auf der unteren Dachterrasse des Gebäudes. Die Stadt und die Eurometropole Straßburg werden gemeinsam ein Unternehmen auswählen, das die 600 Quadratmeter verfügbare Fläche bewirtschaftet. Langfristig sollen im Sinne der kurzen Wege die umliegenden Restaurants oder Märkte mit den Produkten aus diesem Garten beliefert werden.
Die Vorzüge des Bauprojekts
Um den Ansprüchen an eine ökologische Bauweise gerecht zu werden, lässt sich die Hälfte des gesamten Gebäudes abbauen und wieder verwenden, sollte die Nutzung von Privatfahrzeugen und damit der Parkplatzbedarf zu einem späteren Zeitpunkt zurückgehen. Angesichts der Herausforderungen, die sich bei der Verbesserung der Luftqualität, der Verringerung der CO2-Emissionen und der Wiederverwendung von Ressourcen stellen, ist diese vorausschauende Planung äußerst begrüßenswert.
Eine PV-Anlage liefert den Strom für das Gebäude, um einen gewissen Anteil an Eigenversorgung zu erreichen.
Die Fassaden werden mit Kletterpflanzen begrünt und die Umgebung des Parkhauses bepflanzt. All diese Grünanlagen, insbesondere jedoch der Gemüsegarten auf dem Dach, werden auf natürliche Weise durch ein Regenwasserrückgewinnungssystem bewässert.
Rückblick auf die Bewerbungen zur Ausschreibung
Im September 2019 veröffentlichte die SPL Deux-Rives eine Ausschreibung. Unter den Bewerbern wurden drei Finalisten ausgewählt und gebeten, ein Angebot auszuarbeiten und erste Entwürfe einzureichen.
Mehrere Gesprächsrunden und ein Jahr Arbeit später entschied sich eine Jury aus gewählten Vertreter*innen der Eurometropole Straßburg und Projektbeteiligten für den Gewinner der Ausschreibung, eine Bietergemeinschaft aus Bauunternehmen und Bauleitung. Es handelt sich um den Auftragnehmer Briand Construction Métallique und die weiteren Dienstleister Design and Build, gemeinsam mit AEA Architectes, Gherardi Construction (Rohbauarbeiten), das Landschaftsarchitekturunternehmen Acte2Paysage sowie das Beratungsunternehmen für urbanen Gartenbau Sous les Fraises.
Ebenfalls an der Ausschreibung beteiligt waren die Bietergemeinschaften der Unternehmen Baudin Châteauneuf (Bauunternehmen) und Exploration Architecture (Bauleitung) sowie der Unternehmen Eiffage Construction (Bauunternehmen) und LA/BA (Bauleitung).
Grobplanung
Beginn der Bauarbeiten: Januar 2022
Ende der Bauarbeiten: Anfang 2023
Voraussichtliche Inbetriebnahme des Parkhauses: zweites Halbjahr 2023